Ein Autofahrer macht noch keinen Stau

Ein einzelner Autofahrer macht noch keinen Stau. Erst die Summe aller bewirkt, dass wir im Stau stehen. Es ist wahr, dass die Entscheidung eines einzelnen, ab sofort auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen oder sich vegan zu ernähren die Erde nicht verändern, geschweige denn, retten wird. Aber es ist genauso wahr, dass Millionen dieser Entscheidungen in Summe eine Veränderung bewirken. Unsere Wahl des Fortbewegungsmittels wie auch die Essensauswahl hat immer auch einen gesellschaftlichen Effekt. Das Angebot im öffentlichen Nahverkehr (Stilllegung von Bahn- und Buslinien), im Supermarkt (die einzelnen Produkte werden penibel erfasst) oder in unserem Lieblingsrestaurant („wir hätten gerne dasselbe, wie die am Nebentisch) wird der Nachfrage angepasst. Die Entscheidungen jedes einzelnen wirken sich gesellschaftlich aus und haben Einfluss auf andere um uns herum. Manchmal ohne, dass wir es wollen.

Wir sollten uns die Frage stellen, was wir eigentlich versuchen zu retten? Einzelne Wirtschaftszweige, mit ihrem ungebremsten Wachstumswahn (das Klimapaket klingt wie ein aus der Mottenkiste herausgeholtes Konjunkturpaket aus den 1990er Jahren, das keinerlei Klimawirkung zeigen wird!). Oder doch vielleicht die Erde, die Pflanzen, die Tiere und den Menschen. Unser Dasein auf der Erde ist zwangläufig mit Ressourcen-Verbrauch verbunden. Nun liegt es an uns, dass wir mit diesen Ressourcen so umgehen, als ob wir nur einen Planeten zur Verfügung hätten. Nicht vier. Vielleicht wäre es eine Idee die Erde als unser einziges Zuhause zu behandeln. Wie wäre es, wenn wir bei jeder noch so kleinen Entscheidung die Wahl treffen, weniger zu nehmen, uns selbst Grenzen zu setzten und ja, an die zukünftigen Generationen zu denken. Ich komme klar damit, mich für die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden zu schämen. Ich habe kein Problem damit, mich in Verzicht zu üben und die Grenzen unserer Welt zu respektieren. Und es ist für mich völlig in Ordnung, wenn ich durch ein Verbot keine Plastiktüten mehr im Supermarkt bekomme.

Schon in den 1980er Jahren wurde auf die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels hingewiesen. Dreißig Jahre später stehen wir dieser Katastrophe besorgniserregend nahe. Doch vielleicht ändert sich gerade etwas. Weltweit gehen Hunderttausende vor allem, aber nicht nur junge Menschen auf die Straße und fordern einen wirksamen Schutz ihrer natürlichen Lebensgrundlagen. Ein einzelner Autofahrer macht keinen Stau.

Janusch Sonntag-Niedzielski
© Nush
Elektroautos

Ein Elektrofahrzeug ist immer nur so sauber wie der Strom, mit dem es fährt. Zwar stößt der Elektromotor unmittelbar keine Schadstoffe im Fahrbetrieb aus. Jedoch nur die Kombination aus beiden, Elektroauto und erneuerbaren Energiequellen, kann einen CO₂-neutralen Betrieb ganz ohne Schadstoffausstoß gewährleisten. Ein heute produziertes Elektroauto weist zwar einen geringeren CO₂-Ausstoß aus, als vergleichbare Benziner oder Diesel, selbst unter Berücksichtigung des derzeitigen deutschen Strommixes. Jedoch nicht in dem Maße, dass man von CO₂-neutralen Betrieb reden kann.

Salopp gesagt, verlagere ich das Problem lediglich vom Autoauspuff zum Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerk.

Janusch Sonntag-Niedzielski
© Nush

Fotos im Netz

Ich kann das Foto nicht einfach so stehen lassen. Deswegen hier mein Kommentar dazu:
Als erstes sollten wir bedenken, dass Kobalt nicht nur für Elektroautos benötigt wird, sondern in fast allen Geräten, die bei uns im Haus so herumstehen und eine Batterie besitzen. Also Laptops, Pads, Smartphones, E-Bikes und neuerdings auch E-Tretroller!!!
Die Reduzierung des Problems der Verarmung der Dritten Welt auf Elektroautos in Verbindung mit einer politischen Partei (hier explizit Die Grünen) und der Ausbeutung eines Rohstoffes, hinkt nicht nur, sondern sitzt regelrecht in einem Rollstuhl.
Abgesehen davon, dass man für Vermarktung der E-Autos einer politischen Partei die Verantwortung in die Schuhe schiebt, muss man auch bedenken, dass eben diese Partei seit 15 Jahren nicht mehr an der Bundesregierung beteiligt ist. Die Einführung der E-Autos ist nicht nur eine politische Entscheidung und vor allem nicht der Wähler einer politischen Gesinnung, sondern eine gesamtgesellschaftliche. Und nicht zuletzt mit der Diesel-Affäre hat sich die Automobilindustrie auch noch selbst ein Geschenk gemacht, indem sie nun mit ihrer E-Autoflotte, die mit Steuergeldern subventioniert wird, eben diesen Betrug in der eigenen CO2-Bilanz schönrechnen darf. Vielen Dank Automobillobby!!!
Ich weiß nicht, wer dieses Foto in Umlauf gebracht hat, jedoch liegt die Vermutung sehr nahe, dass es sich um eine „politische Partei“ handelt, die sich in Hetze und Verbreitung von Fake-News über Whats App, Facebook und Co. bereits einen Namen gemacht hat. Mit solchen Unwahrheiten ist es ihnen gelungen, dass Neonazis demokratisch in den Bundestag und die Landtage gewählt werden.
Das einzig Wahre an diesem Propagandaplakat ist Kanku. Wir, die westliche Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Der-Markt-wird-es-schon-richten-Kapitalismus, haben seine Lebensgrundlagen in seiner Heimat zerstört, um bei uns den Konsum anzukurbeln und das Handy noch billiger zu machen. Der Kanku ist es nämlich, der täglich sein Leben bei der Überquerung des Mittelmeers riskiert, weil er weiß, dass das seine letzte Option und Chance ist, älter als dreißig Jahre alt zu werden. Und wir ziehen Mauern hoch und falls es einer doch rüber schafft, werden wir „von der Schusswaffe Gebrauch machen“.
Whats App eignet sich wahrlich nicht für Diskussionen über derartige Themen, da lediglich vereinfachte Schlagworte ausgetauscht werden können. Wir müssen aber sehr genau alle „Informationen“, die über Whats App oder Facebook weitergeleitet werden, in Frage stellen, um nicht ungewollt von nationalistischen Ideologien beeinflusst zu werden. Auch wenn hier Sarkasmus offensichtlich ist, kann dieses Foto unterbewusst zur politischen Bildung benutzt werden. Mit Sarkasmus werden wir das Problem nicht lösen können. Und ich meine nicht die Ausbeutung Kankus.

Janusch Sonntag-Niedzielski
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Verzicht rettet die Welt nicht

Liebe, der Wirtschaft nahestehende Wochenzeitung „Die Zeit“, vielen Dank für das gute Gewissen, das du uns mit deinem Beitrag gemacht hast und wir somit wieder bedenkenlos fliegen dürfen. Und ich freue mich schon auf die nächste Woche und den ausführlichen Essay, der sich mit der Klimawirkung der Automobilbranche befasst.
Wir wissen nun, dass Verzicht die Welt nicht rettet:
Ab jetzt können wir wieder mit gutem Gewissen Vollgas geben und die Luft verschmutzen, weil Verzicht die Welt nicht rettet. Wir können Wälder für genmanipulierte Sojabohnen und Viehzucht zerstören, weil Verzicht die Welt nicht rettet. Wir können Kohle verfeuern, weil Verzicht die Welt nicht rettet. Wir können Atomkraftwerke weiter betreiben, weil Verzicht die Welt nicht rettet. Wir können die Meere leer fischen, weil Verzicht die Welt nicht rettet. Wir können den Boden zerstören mit Monokulturen, Überdüngung und  Bodenversiegelung, weil Verzicht die Welt nicht rettet. Wir können weiter „erforderliche Kapazitäten schaffen“, weil Verzicht die Welt nicht rettet.
Wir können uns nun zurücklehnen und das Experiment genießen, das seit Jahrzehnten am Laufen ist, unter der Annahme, dass grenzenloses Wachstum auf einem begrenzten Planeten möglich ist.
Und obwohl wir die Auswirkungen dieses Experiments bereits am eigenen Leib erleben und spüren, führen wir dieses Experiment fort. Und zwar jedes Jahr mit einer höheren Intensität. Gäbe es nur ansatzweise Klimaschutzpolitik oder –bemühen, müssten doch die Emissionen sinken oder zumindest gleich bleiben. Nichts desgleichen passiert. Und anstatt sich von diesem Jahrzehnte langen Wachstumswahnsinn zu lösen, der uns in diese Lage gebracht hat, halten wir so lange daran fest, bis auch das allerletzte Fleckchen Erde sich dem wachstumskapitalistischen Dogma ergeben hat.
Ich möchte Sie nicht dazu anstiften, mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern selbst tätig zu werden. Denn der Versuch das Klima mit technischen Mitteln und Innovationen zu retten, ist gescheitert. Und wenn wir noch länger darauf warten, dass die Probleme mit diesen Mitteln gelöst werden, verlieren wir Zeit. Meiner Ansicht nach ist es längst an der Zeit, dass wir das Experiment für gescheitert erklären.

Janusch Sonntag-Niedzielski
© Nush

Videos im Netz

Es ist für mich wirklich schwer zu erkennen, welche Reaktion du von mir erwartest, wenn du mir solche Videos schickst. Du schickst es ja ohne Kommentar, deswegen ist der Interpretationsspielraum für mich sehr groß.
Na gut, hier also meine Interpretation: Nachdem das Video zu Ende war, musste ich kurz innehalten. Ich war etwas verwirrt, denn es war mir nicht sofort klar, ob es sich hierbei um Satire oder tatsächlich um einen ernstgemeinten Beitrag einer verwirrten Frau handelt. Alleine schon die Kameraeinstellung, der Hintergrund und die Redensart (leere, nichtssagende Worte) haben mich an allerhand seriöse satirische Sendungen erinnert, die gerade derartige Beiträge im Netz von solchen Menschen zurecht belustigend in Frage stellen. Und somit sind wir bei der Person, die in diesem Video zu sehen ist. Hier ein paar Infos: 1. Ehemalige Landesvorsitzende der AfD!!! 2. Mögliche Nähe zu Reichsbürgern!!! 3. Sie warb für einen vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Verein „Gedächtnisstätte e. V.“, der von einer Holocaust-Leugnerin gegründet wurde!!! 4. Wurde aufgrund dessen sogar aus der AfD ausgeschlossen!!!
Das größte aller Probleme, die wir derzeit haben ist der Klimawandel. Das tragische daran ist, dass nicht wir, die Verursacher des Problems, die Folgen bereits spüren, sondern die Teile der Welt, die am wenigsten bzw. gar nichts dazu beigetragen haben. Wer immer noch die Frechheit und die Dummheit besitzt und die deutsche Automobilwirtschaft in Schutz nimmt, nach all den Affären und Skandalen, nach dem Betrug, den Manipulationen und der schamloser Abzocke, der wird sehr wahrscheinlich gerade von dieser manipuliert. Wer weiß, vielleicht kommt es irgendwann mal ans Licht, dass dieses Video nur ein Gefallen für die Automobillobby war. (Eine andere Erklärung habe ich nicht.) Es ist kein Geheimnis, dass sich Deutschland derzeit in einer leichten wirtschaftlichen Delle befindet. Es ist aber ebenfalls wahr, dass in Deutschland derzeit so viele Menschen einer Arbeit nachgehen, wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik (45 Millionen).
Bist du ein Idiot? Willst du dich von den Inhalten eines 2 minütigen Videos mit rechtspopulistischen, gehaltlosen Inhalten manipulieren lassen? Ich wünsche mir, dass es nicht so ist.

Janusch Sonntag-Niedzielski
© Nush

Fliegende Taxis


Ich bin kein Zweifler. Ich bin ein Realist, wenn ich behaupte, dass es derartige Pläne schon in der Vergangenheit gab und mit diesen Plänen auch zugleich eine zukunftsweisende Mobilitätsrevolution ausgerufen wurde. Ich erinnere hier an die Ankündigung des Bundesverkehrsministers, der mit dem E-„Tret“-Roller die Autos aus den Innenstädten verbannen wollte. Ich sehe, wir sind noch ganz, ganz weit weg von dem angekündigten Wandel und den autofreien Städten entfern. Und ich spreche hier gerade mal von einem Tretroller, der mit einem Elektromotor nachgerüstet wurde. Die nächste logische Stufe wäre ein fliegender E-Tretroller. Diese Entwicklungsstufe haben wir wohl übersprungen.

Ich bin kein Zweifler. Bleiben wir auf dem Boden der Wirklichkeit. Nicht ein fliegendes Taxi wird die Probleme des Individualverkehrs der Zukunft lösen, sondern ein leistungsstarker öffentlicher Personennahverkehr, der ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Alltagsmobilität ist und bleiben wird. Wir müssen unsere gesamte Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, den bestehenden ÖPNV zu modernisieren, um das steigende Verkehrsvolumen mit möglichst geringen Umweltbelastungen bewältigen zu können. Von mir aus auch mit E-Mobilität. Nur sollten wir dabei nicht vergessen, dass Bäume pflanzen oder CO2-Zertifikate kaufen, uns keinen Millimeter weiterbringen.

Ich bin kein Zweifler. Ich wünsche mir eine Politik, die die Problematik erkennt und kluge Start Up Unternehmen, die vernünftige, bodenständige Lösungen anbieten. Und das aller wichtigste, das ich mir wünsche, ist eine aufrichtige ehrliche Diskussion über reale Optionen und deren Umsetzungsmöglichkeiten.

Ich bin kein Zweifler. Es wäre ein großer Wunsch von mir, noch in meiner Lebenszeit eine umweltschonende Mobilität zu erleben. Ich bin da sehr optimistisch, dass uns das gelingt. Das geht aber nur, wenn wir einfach, schlicht und bescheiden bleiben. Die Schlagwörter der Zukunft heißen nicht „höher, weiter, schneller“, sondern weniger ist mehr.

Ich wünsche Ihnen eine natürliche Zukunft


Janusch Sonntag-Niedzielski
© Nush